Hifi Test 02 / 2004: RG9 MK4
Hifi Test 02 / 2004: RG9 MK4
HiFi-Test 02/2004
Mit echten Meilensteinen hat man es als Hifi-Redakteur relativ selten zu tun, schließlich sind Klassiker lange unverändert auf dem Markt. Mit entsprechender Freude berichten wir exklusiv über einen neuen RG 9. Wird der MK IV abermals für Furore sorgen?
Rolf Gemein begrüßt uns ruhig und gelassen wie immer, seine Freude über die erfolgreiche Weiterentwicklung des legendären Vollverstärkers sieht man ihm kaum an. Wir hatten seinen Besuch mit großer Spannung erwartet, denn im Gepäckraum seines Wagens steht der allererste RG 9 MK IV, die Endziffern „01" der Geräteidentifikationsnummer bezeugen den Serienbeginn. Zeitgleich mit Erscheinen dieses Magazins wird Symphonic Line den neuesten Streich auf der HIGH END 2004 im Münchner MOC erstmals der Öffentlichkeit präsentieren. Offenbar ist die Begegnung mit Komponenten von Symphonic Line für die meisten Menschen etwas Besonderes, unverwechselbare Erlebnisse beginnen schon vor dem Musikgenuss, denn allein ihre Ausstrahlung lässt niemanden unberührt. Ein nicht unwesentlicher Teil dieser Faszination geht vom Aranya-Gehäuse aus. Spiegelglatte Edelglanzoberflächen reflektieren ihre Umgebung und changieren mit der Einrichtung und Beleuchtung, der Verstärker sieht praktisch aus jeder Blickrichtung anders aus.
In Wohnraum-Ambiente mit gedämpftem Licht entsteht aus den Lichtbrechungen ein Spiel, von dem es schwer fällt, sich abzuwenden. Unabhängig vom Betrachtungswinkel unterstreicht die massive, 10 Millimeter starke Frontplatte mit ihren Gravuren und aus Vollmetall gedrehten Bedienelementen die Wertigkeit des RG 9. Unter ihrer Haube protzt die vierte Inkarnation der Legende mit allem, was das Herz des Verstärkerenthusiasten begehrt: Hoch aufgekupferte, extra dick verzinnte Epoxydharzplatinen und Bauteile vom Allerfeinsten soweit das Auge reicht. Der mit 450 VA ungemein leistungsstarke Trafo ist vakuumgetränkt, vergossen und zwecks bestmöglicher Abschirmung gegen elektromagnetische Interferenzen Mumetall-gekapselt. Eine besonders hochwertige Leitung, das Potentiometerkabel Symphonic Line Reference, führt zum Lautstärkeregler von Alps.
Perfektionist Gemein verwendet jenes Kabel mit sehr geringer Dielektrizitätskonstante aus Überzeugung, dass gerade jene scheinbar weniger vitalen Bereiche einer Schaltung das Gesamtergebnis maßgeblich beeinflussen. Die wesentlichen Modifikationen, die den Versionssprung auf die MK IV ausmachen, sind eine optimierte Class A-Treiberstufe und ein neues Aufsatzmodul mit Doppelwellengleichrichtung mittels acht Dioden. Zur Freude aller Schallplatten-Liebhaber enthält der RG 9 MK IV serienmäßig diskret aufgebaute Entzerrer für MM- und MC-Tonabnehmer, die es qualitativ locker mit so manch hochwertiger Phonovorstufe aufnehmen.
Apropos: Oftmals haben Vollverstärker von Rolf Gemein etliche Kombinationen das Fürchten gelehrt -wie wirkt sich die Überarbeitung des RG 9 klanglich aus? Kurz gesagt, er hat in jeder Hinsicht merklich zugelegt. Während Kontrolle und Autorität des Konzeptes mehr denn je verblüffen, ist der Neue viel schneller geworden. Extrem dynamikreiche Impulse lassen den RG 9 vollkommen unbeeindruckt, was man von seinem Auditorium nicht gerade behaupten kann. Der MK IV projizierte enorm breit und tief gestaffelte, scharf fokussierte Räume voller musikalischer Lebendigkeit in unser Hörstudio. Dabei ist sein Vortrag derart energisch, dass Klangkörper tatsächlich greifbar erscheinen. Bei aller Spielfreude wirkt die Darbietung nun noch natürlicher, leichtfüßiger und ruhiger als beim Vorgänger. Die schiere, bedingungslose Kraftentfaltung dieses relativ kompakten Verstärkers ist schlichtweg begeisternd! Der Symphonic Line entfacht tonale Urgewalten, gleichzeitig geht die brandneue Version spürbar ausgewogener zu Werke. Wo die MK III bisweilen etwas ungestüm losbrach, glänzt die MK IV auch im Tieftonbereich mit ungeheurer Präzision.
Der RG 9 MK IV setzt ein weites Stück über seine Preisklasse hinaus Maßstäbe, Besitzer eines MK III sollten unbedingt ihr Gerät nachrüsten lassen.
Glückwunsch, Herr Gemein!
Dieser Vollverstärker ist ein Gigant, er ist ein Maestro, der die ganze Kette in seinen Rhythmus zieht,der atmet und swingt. Was einem den Atem und den Mitbewerbern den Schlaf raubt, ist indes die Stimmigkeit und Harmonie...
Arbeitsgerät der Redaktion
die schiere, bedingungslose Kraftentfaltung dieses relativ kompakten Verstärkers ist schlichtweg begeisternd!
Bewertung: hervorragende Klangqualität, bezauberndes Design, hervorragende Verarbeitung